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Ole Pinelle in der dritten Generationen - Druckversion

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Ole Pinelle in der dritten Generationen - OlePinelle - 04.05.2019

Hallo liebe Holzpiratengemeinde,
Ich habe vor 3 Tagen mit der Restauration von Ole Pinelle, dem holzpiraten meines Vaters begonnen. Und da mir dieses Forum in diesen 3 Tagen schon gut weiter geholfen hat, möchte ich interessierte auch an der Arbeit teilhaben lassen Wink 

Mein Vater hat den Piraten in den 60er Jahren gekauft und ist ihn auf dem Möhnesee gesegelt. In den 70ern und 80ern hat ihn dann mein ältester Bruder gesegelt, welcher dann in den 90ern am America's Cup teilgenommen hat. Er besitzt auch einen weltmeistertitel auf seiner Plateau 25, und dementsprechend wurde auf dem Piraten hart gesegelt. Er nimmt generell jedes Boot bis aufs äußerste ran, da er nunmal ein regattasegler ist.

Der Pirat lag dann lange Zeit in unserem Garten auf einem Steg. Anfang der 2000er bin ich ihn dann mit grade mal 10 Jahren alleine gesegelt. Mein Vater nahm die fock ab und sagte, du machst das schon. Einen schubser später segelte ich das erste mal alleine ein Boot, das kein Opti war.
Er war für meine Verhältnisse damals ein Schiff, und schnell, und einfach ein unglaubliches Gefühl diese wuchtigen 5m Holz über die Seenplatte in der tilleulenspiegel-stadt Mölln zu segeln.

Nach dem Tod meines Vaters 2005 stand der Pirat dann zusammen mit dem 20er jollenkreuzer meines Vaters in einer feuchten Halle und seit 2015 dann im Ferien. Zuletzt fasste ich mir dann 2016 ein Herz, parkte meinen mercedes in der Einfahrt und der Pirat bekam den Platz unterm Carport.

Nun ist das Deck gesprungen, Wrangen sind faul, der Kiel sieht etwas traurig aus und man kann hier und da im Boot durchgucken. Dazu hat er einen gemeinen schaden von einem unvorsichtigen gabelstaplerfahrer am Heck.

Ich werde ab jetzt meine aktuellen Arbeitsschritte auf bild festhalten und meine Vorhaben, Erfahrungen, Probleme, und Lösungen mit euch teilen.





Als erstes hieß es, sauber machen. Laub raus, Müll raus, Moos raus, und dann einmal mit dem hochdruckreiniger den Grünspan und den Dreck runter blasen


   
   
   


RE: Ole Pinelle in der dritten Generationen - OlePinelle - 04.05.2019

Danach schadensbegutachtung... und auf den ersten Blick wird klar, das wird Arbeit.
Schon beim sauber machen knackte es verdächtig unter dem Deck..
Und dann der Albtraum, die verstrebungen unter dem Deck waren mit den decksbalken verschraubt und mit epoxi verklebt. Darauf wurde das Deck geklebt und verschraubt... aber dazu später mehr.


   

Die Planke ist gerissen, von unten kann man ins Boot schauen.


   
   


Der Kiel ist mit Silikon abgedichtet und im Bug sehen die Spanten wirklich traurig aus.


   
   


Ich habe mich dann am 2. Tag dazu entschieden, den Piraten von vorne nach hinten zu zerlegen und alles schadhafte zu entfernen.
Dann wird er umgedreht, der Kiel freigelegt, und vermutlich um den Schwertkasten erneuert.

Dank der schönen Baupläne hier im Forum ist die Ersatzteilefertigung, als ausgebildeter Holzmechaniker im Grunde genommen ein Kinderspiel.
Unterstützt werde ich mit dem bootbauspezifischen Fachwissen meines ältesten Bruders.

Als nächstes habe ich mich dazu entschieden mir eine oberfräse, eine bandsäge, und eine Tischkreissäge anzuschaffen


   
   


Da die decksbalken wie schon erwähnt verklebt und verschraubt waren und an mehreren Stellen gebrochen waren, blieb mir nicht anderes übrig, als das Deck abzureißen. Confused
Ich habe es erst versucht abzuschrauben und die verklebten Stellen mit einem multitool aufzuschneiden, aber der harz wurde an den Deckbalken über die schrauben köpfe gekippt und die schrauben darunter durch die Klebstellen gedreht. Also habe ich mir bei dem Versuch nur ein paar Sägezähne verbogen.

Es war geschliffen wirklich noch schön. Es war etwas wellig, aber nichts was man nicht hätte hinkriegen können

   


RE: Ole Pinelle in der dritten Generationen - Malte - 04.05.2019

Moin OlePinelle,
herzlich willkommen hier im Forum der Holzpiraten  Smile

Freut mich sehr das du uns an deiner Restaurierung teilhaben lässt. Toll finde ich deinen Schwung den du beibehältst, auch wenn die Dinge sich als maroder rausstellen als zum Anfang gedacht. Das passiert bei Holzbooten ja leider öfters und dann darf man sich nicht entmutigen lassen.

Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht. Melde dich gern.

PS: irgendwie klappt das mit den Bildern nicht gut. Ich sehe nur Thumbnails die aber nicht aufgehen oder auf die Seite leiten, wo du die Bilder hochgeladen hast. Ich war so frei diese eben runterzuladen und werde die morgen neu hochladen hier und bei dir in die Beiträgen einsetzen, wenn das okay für dich ist.


RE: Ole Pinelle in der dritten Generationen - steffen - 25.02.2020

Hallo OlePinelle,
Schönes Projekt!
Mit Historie!
Bleib auf jeden Fall dran. Meine Söhne haben mal gemeint: " na ein paar Sachen hast du schon ganz richtig gemacht, den Piraten damals restauriert....."
Fühlt sich immer gut an, solche Projekte fertig zu machen und ganz lange sich daran zu erfreuen.
Die ganze reingesteckte Arbeit ist einfach sinnvoll, wirst du nicht bereuen.
Viel Erfolg, Grüße, Steffen.


RE: Ole Pinelle in der dritten Generationen - Ole_Pinelle - 09.08.2020

Nach einem Autounfall, Operationen und Nachwuchs in einem ziemlich wilden und schrägen Jahr, kann es nun endlich mit der Restauration von Ole Pinelle weiter gehen.

Leider habe ich keine zugangsdaten mehr und nun ein neues Profil und das Problem dass meine Bilder etwa 10 bis 20 mal zu groß für das Forum sind..

Sobald ich dafür eine Lösung gefunden habe kann es mit den Beiträgen weiter gehen

Kleiner Teaser: Ole ist restaurationstechnisch der Härtefall des Forums, soweit ich die anderen Beiträge gesehen habe. Also mit Elise hätte ich jetzt noch gerne getauscht.


RE: Ole Pinelle in der dritten Generationen - Ole_Pinelle - 10.08.2020

Ich habe Ole übers Wochenende geschliffen und angefangen den schwertkasten zu demontieren. 

Der Zustand des Unterwasserschiffs ist mehr als katastrophal.. Wo er nicht schon mal geflickt wurde, ist er gerissen. Schraubenlöcher existieren überwiegend doppelt, somit ist die Außenhaut völlig zerbohrt  Confused
Er ist ausgeleistet, mit aufdoppelungen und silikon geflickt und mit sika abgedichtet.

Der Schwertkasten wird von Schwerkraft gehalten. Von den ersten 7, der 12 Bolzen kam einer raus, welcher abgebrochen ist. Alle anderen drehen sich im faulen Holz aber kommen nur wenn man dran zieht. 

Der Kiel ist ein Fall für Gießharz und anschließend zwei lagen glasfasermatte. 
Der Balken hat Substanz aber ist oberflächlich komplett ausgedörrt und rissig. 
Die Kielplanken sind entlang des kiels gerissen und müssen wohl komplett ersetzt werden. 

Kopfzerbrechen bereitet mir auch der Steven. Er ist mit dem Kiel bis spant Nr 10 in Harz gekippt... Planken, Lasche, Steven, Spanten, alles zu einem Klumpen verklebt.  Dodgy  allerdings ist er am Bug in Ordnung und auch dicht. Aber wenn da mal was kommt, kannst den Bug mit der Kettensäge abschneiden..


RE: Ole Pinelle in der dritten Generationen - Malte - 10.08.2020

Moin OlePinelle/Ole_Pinelle,
herzlich willkommen zurück hier im Holzpiraten Forum, schön das du wieder da bist Big Grin 

Das Leben läuft manchmal anders als man denkt, das Gute: der Holzpirat ist kein Pferd das täglich gefüttert, ausgeritten und gepflegt werden muss. Der "olle Kahn" kann auch mal warten.


Folgendes 1:
du kannst deinen alten User "OlePinelle" wieder zum Leben erwecken und ein neues Passwort anfordern. Du benötigst nur deine Eailadresse von damals (mehr als 12 hast du vielleicht nicht?).

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oder hier der direkte Link Passwort neu anfordern

Anforderung eines neuen Passworts
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Folgendes 2:
Fotos zu verkleinern hast du schon geschafft wie ich sehe, hier habe ich aber noch mal Hinweise abgelegt inkl. Stapelverarbeiteung für viele Fotos auf einmal.

Folgendes 3:
zu guter Letzt eine Bitte: magst du uns deinen Vornamen verraten? Es macht den Umgang hier im Forum angenehmer / menschlicher und deine Privacy bleibt sicherlich gewahrt. Die jetzige Ansprache fühlt sich sehr unpersönlich an.


RE: Ole Pinelle in der dritten Generationen - steffen - 11.08.2020

Hallo, ich sag einfach : Ole,

die Basis sieht wirklich etwas undankbar zum Restaurieren aus.
Willst du mit GFK von außen überziehen?
Dann kannst du möglichst viel originale Substanz erhalten, denn da kommt ja dann durchs GFK wieder etwas Stabilität rein.
Reicht vielleicht nicht eine Lage, der Kahn wird natürlich schwerer.

Mach nicht gleich zu viel weg, wenn schon vor dir gebastelt wurde, kannst du nur mit sehr großem Aufwand alles wieder in Topform bringen, wirst du nicht wollen, denke ich.
Eine Mischung aus Harzverklebung und Holzansetzen wird`s werden.
Je mehr du "im Material" bleibst, je dauerhafter ist die Reparatur.
Wenn du viel ausspachtelst und vergießt mit Harz, "arbeiten" Epoxi und Holz sehr verschieden und es werden immer Risse entstehen.
Lieber viel frisches Holz ansetzen, wenn es geht.

Und wenn alles fertig ist, hälst du mit reichlich rohem Leinöl auch angerotte Hölzer noch, denn die möchten nicht nochmal so viel Wasser abbekommen wie einstmals zum Rott werden geführt hat.
Damit wirkst du dann auch dem "Arbeiten" der verschiedenen Materialien entgegen.


RE: Ole Pinelle in der dritten Generationen - Ole_Pinelle - 11.08.2020

Mein Ziel ist es, nur das vom Boot zu erhalten was wirklich noch gut ist.

Also Ja, sehr viel frisches Holz ansetzen.
Z.B. Sind die unteren 5cm des Schwertkastens hinüber...
Von den 12 Schrauben des Kastens kamen eine ganze und zwei halbe raus, der Rest dreht lose im faulen Holz.
  Den Schwertkasten werde ich unten abschneiden und an der unteren kante dann mit einer aufgesägten und gestürzt verkleben 50mm Eichenbohle aufdoppeln.
Die streben des Schwertkastens haben sich auch an den unteren Enden aufgelöst. Da werde ich neue enden andübeln.

Auf diese Art und Weise muss alles zwischen spant 4 und spant 9 raus und dann werden viele Spanten und bodenbalken neu hergestellt. Die Außenhaut soll frisch werden. Die teilweise wirklich zerstückelten und 10 Fach geflickten Planken sollen raus. Der Rest wird nochmal anständig ausgeleistet und einzelne Risse in Planken irgendwie anständig repariert.

Von gfk halte ich nichts, da es im Gegensatz zu epoxyd keine Dampfundurchlässige Verbindung mit dem Holz eingehen kann, daher ja auch der Name Leichenhemd.
Epoxyd kann tief in die hokzfaser eindringen und verbindet sich mit den Fasern solange noch welche vorhanden sind.
Epoxyd hat aber den Nachteil, dass man dann alle Seiten des Holzes mit epoxyd streichen muss. Dann ist das Bauteil Wasser und Dampf geschützt und arbeitet nicht mehr.
Am kiel wird wohl einiges an Späne fallen. Idee ist, wie bei dem Piraten Elise, um den schwertkasten ein neues Stück einzustemmen und der Falz für die Kielplanken muss auch teilweise neu hergestellt werden. Vielleicht werde ich auch hier absägen und ansetzen.
Anschließend werde ich den Balken mit epoxyd streichen. Ich denke nicht dass der kiel in seinem Zustand weiterhin Wasser saugen oder arbeiten sollte. 
An der Unterseite kommen zwei dünne lagen glasfasermatte an den Balken.

Zu der Frage an der sich die Geister scheiden..
Um einen Piraten von innen und außen komplett mit epoxyd zu streichen benötigt man 20kg epoxyd. Damit ist das Holz bis weit unter die Oberfläche getränkt.
20kg Wasser könnte mein kiel alleine ziehen...
Daher bin ich der Meinung, dass der Unterschied im Gewicht selbst bei einer komplett harz-getränkten jolle marginal ist.

Das Boot soll mit 100 Jahren noch segelbar sein, wovon es bis heute 60 geschafft hat.

Das größte Problem ist eine nicht geeignete und nicht vorgesehene Schlingel aus Nadelholz.. Ich weiß nicht ob ich da nochmal neue decksbalken angesetzt bekomme, oder ob ich für die Schlinge eine andere Lösung brauche... Wäre verheerend für den Teil des Decks, der noch zu retten ist. Da das Deck ja wie bereits bekannt, an jeder Verbindung geschraubt und geklebt wurde.

Desweiteren bin ich für jede Anregung, jeden Tipp und jede Erfahrung dankbar.
Ich mache das ganze learning by doing, auch wenn ich gelernter holzmechaniker bin.. Bottsbau ist nicht das gleiche wie Möbel- oder Innenausbau

Mit besten Grüßen
Milan


RE: Ole Pinelle in der dritten Generationen - steffen - 20.08.2020

Hallo Milan :-)

Da ligen glaube ich ein paar Missverständnisse vor.

Gfk ist Glasgewebe mit epoxy, früher wurde polyesterharz verwendet.

Tränkst du Holz rundherum mit epoxy, ist es aller guten Eigenschaften beraubt.
Es wird z. B. nie wieder dicht Quellen können.
Es ist sehr wiedersinnig Holz am Boot wasserundurchlässig zu machen. Du tust ihm da nichts Gutes.

Meine Empfehlung für den Zustand deines Bootes lautet:
Außen im Unterwasserbereich Gfk, innen Leinöl. Oder hast du einen Wasserliegeplatz?

Das mit der nicht vorgesehenen Schlingel (?) musst du nochmal erklären.