G1023 Hucky

#1
Hallo Holzpiratengemeinde,

das Holzpiratenvirus wütet schon wieder bei mir. Letztes Jahr im Februar habe ich einen Piraten namens "Hucky" mit der Segelnummer G1023 gefunden. Ein Glück war sogar der Messbrief dabei. Das Boot wurde 1956 auf der Werft Claus Schmidt in Hamburg gebaut. Dem Vorbesitzer ist das Zelt weggeweht und so musste das Boot noch bei Schneefall gerettet werden. Der Zustand war überholungsbedürftig... ich bin kein Bootsbauer, aber man lernt auch aus seinen Fehlern. Dieses Jahr wird das Boot 66 Jahre alt, damit fängt ja das Leben an, so heißt es. Mal schauen, ob ich Hucky zum Festival schon mitbringen kann, das dauert immer alles länger als geplant   Angel ...

Es ist mir bereits gelungen den 2. Eigner lt. Messbrief zu kontaktieren. 
Wir haben uns schon getroffen und er brachte mir auch gleich eine große Platte Bootsbausperrholz für den neuen Heckspiegel mit, da der vorige einfach rott war. Damit müsste das Boot nun den 3. oder vielleicht auch den 4. Heckspiegel erhalten, so erfuhr ich, dass der Ruderbeschlag mal aus Versehen an der Nordbake rausgerissen ist, aber das hat reviertechnische Hintergründe Smile
Auch habe ich schon eine Vielzahl alter Fotos zu dem Boot erhalten und sehe nun, wie es sich im Laufe der Jahre verändert hat, wirklich spannend. Darüber habe ich mich sehr gefreut!   
Ich fing an erstmal Deck und Freibord mit dem Heißluftfön abzuziehen, da es im Winterlager unter den Dickschiffen etwas enger dahergeht. Nun wurde der alte Heckspiegel rausgestemmt und der Neue schonmal eingesetzt. Gar nicht so einfach, weil er mit Fase nach außen eingesetzt werden musste, ohne Deck o.ä. zu demontieren.
Das Boot hat kein Vollholzdeck mehr (das alte Deck war zu aufgerissen und Münzen fielen durch die Stöße), aber dafür wurde es durch ein schön verarbeitetes Sperrholzdeck ersetzt, welches ich nun gebeizt habe (war an einigen Stellen teilweise schon stark verwittert) Demnächst beginne ich zu lackieren und freue mich über den ersten neuen Glanz.

Beste Grüße von der Stör

Niklas mit Hucky


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#1
Hallo Holzpiratengemeinde,

das Holzpiratenvirus wütet schon wieder bei mir. Letztes Jahr im Februar habe ich einen Piraten namens "Hucky" mit der Segelnummer G1023 gefunden. Ein Glück war sogar der Messbrief dabei. Das Boot wurde 1956 auf der Werft Claus Schmidt in Hamburg gebaut. Dem Vorbesitzer ist das Zelt weggeweht und so musste das Boot noch bei Schneefall gerettet werden. Der Zustand war überholungsbedürftig... ich bin kein Bootsbauer, aber man lernt auch aus seinen Fehlern. Dieses Jahr wird das Boot 66 Jahre alt, damit fängt ja das Leben an, so heißt es. Mal schauen, ob ich Hucky zum Festival schon mitbringen kann, das dauert immer alles länger als geplant   Angel ...

Es ist mir bereits gelungen den 2. Eigner lt. Messbrief zu kontaktieren. 
Wir haben uns schon getroffen und er brachte mir auch gleich eine große Platte Bootsbausperrholz für den neuen Heckspiegel mit, da der vorige einfach rott war. Damit müsste das Boot nun den 3. oder vielleicht auch den 4. Heckspiegel erhalten, so erfuhr ich, dass der Ruderbeschlag mal aus Versehen an der Nordbake rausgerissen ist, aber das hat reviertechnische Hintergründe Smile
Auch habe ich schon eine Vielzahl alter Fotos zu dem Boot erhalten und sehe nun, wie es sich im Laufe der Jahre verändert hat, wirklich spannend. Darüber habe ich mich sehr gefreut!   
Ich fing an erstmal Deck und Freibord mit dem Heißluftfön abzuziehen, da es im Winterlager unter den Dickschiffen etwas enger dahergeht. Nun wurde der alte Heckspiegel rausgestemmt und der Neue schonmal eingesetzt. Gar nicht so einfach, weil er mit Fase nach außen eingesetzt werden musste, ohne Deck o.ä. zu demontieren.
Das Boot hat kein Vollholzdeck mehr (das alte Deck war zu aufgerissen und Münzen fielen durch die Stöße), aber dafür wurde es durch ein schön verarbeitetes Sperrholzdeck ersetzt, welches ich nun gebeizt habe (war an einigen Stellen teilweise schon stark verwittert) Demnächst beginne ich zu lackieren und freue mich über den ersten neuen Glanz.

Beste Grüße von der Stör

Niklas mit Hucky


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#2
Gute Arbeit!
wir seh'n uns am Wasser

Mike

~~~/|)~~~/|)~~~/|)~~~/|)~~~

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#2
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wir seh'n uns am Wasser

Mike

~~~/|)~~~/|)~~~/|)~~~/|)~~~

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#3
UPDATE: Leider muss Hucky sich nun erstmal wieder bis zu den nächsten Ferien gedulden. Der jetzige Stand sind 3 Lackschichten auf dem Deck (teilweise zog der Lack auch nach der 3. Lackschicht nach Zwischenschliff noch tief ins Holz ein).
Beim Freibord zog ungewöhlich wenig D1 Öl ein, wahrscheinlich wurde es früher schon ausreichend gesättigt.
Wenn im Winterlager wieder Platz ist wird das Boot umgedreht und das Unterwasserschiff bearbeitet.
Beste Grüße von der Stör

Niklas mit Hucky G1023

   

   
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#3
UPDATE: Leider muss Hucky sich nun erstmal wieder bis zu den nächsten Ferien gedulden. Der jetzige Stand sind 3 Lackschichten auf dem Deck (teilweise zog der Lack auch nach der 3. Lackschicht nach Zwischenschliff noch tief ins Holz ein).
Beim Freibord zog ungewöhlich wenig D1 Öl ein, wahrscheinlich wurde es früher schon ausreichend gesättigt.
Wenn im Winterlager wieder Platz ist wird das Boot umgedreht und das Unterwasserschiff bearbeitet.
Beste Grüße von der Stör

Niklas mit Hucky G1023

   

   
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#4
UPDATE IIa: Operation Unterwasserschiff.
Über die Feiertage wurde die Farbe des Unterwasserschiffs abgezogen und die beiden Planken neben dem Kiel herausoperiert.
Für Ersatz aus Mahagoni ist nun glücklicherweise schon gesorgt.
Die alten Planken waren mit Sperrholz und Polyesterspachtel oder soetwas in der Art geflickt, sie hatten Löcher und Risse. 
Zum Wandersegeln/Festival fertig zu werden... ein sehr ambitioniertes Ziel.
Zur Not habe ich noch ein Backup.

Beste Grüße von der Stör

Niklas mit Hucky

   

   
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#4
UPDATE IIa: Operation Unterwasserschiff.
Über die Feiertage wurde die Farbe des Unterwasserschiffs abgezogen und die beiden Planken neben dem Kiel herausoperiert.
Für Ersatz aus Mahagoni ist nun glücklicherweise schon gesorgt.
Die alten Planken waren mit Sperrholz und Polyesterspachtel oder soetwas in der Art geflickt, sie hatten Löcher und Risse. 
Zum Wandersegeln/Festival fertig zu werden... ein sehr ambitioniertes Ziel.
Zur Not habe ich noch ein Backup.

Beste Grüße von der Stör

Niklas mit Hucky

   

   
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#5
UPDATE III: Das Verbauen der neuen Planken

   

An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön an Dieter.
Er konnte die Bohle für mich aufsägen und abrichten auf 10mm.

Die Mahagoni Bohle hatte 2 Löcher und konnte deshalb leider nicht ganz verbaut werden, war aber wahrscheinlich deshalb auch etwas günstiger... Es war ziemlich schwer überhaupt günstig Holz zu finden. Verzweifelt suchte ich schon nach alten Betten und Möbeln auf Kleinanzeigen. 

Aufgrund der fehlenden Länge blieb mir vorne nichts anderes übrig, als zwei Schäftungen zu machen und ein Stück einzusetzen.
Dann fing ich an die beiden äußeren Planken lieber auch rauszunehmen, weil sie an ihren Enden kaputt waren und die Fuge zu groß, ich dachte das würde selbst die Kraft von quillendem Holz nicht mehr schaffen.

Lukas zeigte mir, wie ich mit einem Holzklotz und einem Bleistift den richtigen Riss für die neuen Planken anzeichne. Diese wurden mit einer Stichsäge ausgesägt.
Zum Schluss wurden dann noch kleinere Anpassungen mit dem Bandschleifer oder dem Handhobel gemacht.

   

Um immer die gleiche Bohrtiefe für die Holzpropfen zu erreichen wurde für die Akkubohrmaschine eine Abstandshülse gedreht. Das nächste Problem war das Auffinden von passenden Schlitzschrauben. Der 2. Eigner hatte noch welche aus seiner Hucky Zeit Smile  diese reichten aus für die äußeren Planken.
Bei Klein Karstadt im Ort konnte ich Schlitzschrauben 4x20mm Senkkopf in Edelstahl bestellen. Auch dieses Paket ging nahezu zur Neige. Die alte Planke als Schablone zu verwenden.. funktionierte auch bei Bohrabständen nicht so gut. Ich schätze etwa an die 300 Schrauben verschaubt zu haben. Als kleinen Trick beim Verschrauben kann man etwas Fett oder Spüli verwenden.

   

Beim Verschrauben wurde gleichzeitig Sikaflex als Montagekleber verwendet. Anschließend wurden mit Epoxi die Propfen gesetzt.
Die Verabeitungstemeratur von Epoxi musste zwingend berücksichtigt werden und verschob die Arbeiten teils auf lange Nächte. Anschließend konnten die Propfen etwas weiter oberhalb mit einem scharfen Stecheisen abgestochen werden, der Rest wurde glatt geschliffen.

   

UPDATE IV: Kalfatern und Anstrich

Nachdem alle Planken verschraubt und verklebt waren, konnte das trockene Holz mit Owatrol D1 geölt werden, dabei zogen einige Liter in das Holz ein.

   

   

So genau man die neuen Planken auch angepasst hat, so sind sie nach ein paar Tagen schon wieder geschrumpft. Das Ausmaß des quillenden Holzes war für mich schwer einzuschätzen und bis zur ersten Wässerung baute sich ein Spannungsbogen auf.
Ich hätte die Fugen mit Sikaflex abdichten können, entschied mich jedoch das Boot von unten traditionell zu kalfatern. Dazu wurden Baumwollfäden in Ettan+Wurzelteer gedreht und mit einem stumpfen Spachtel und einem Holzhammer in die Nähte gedrückt. 

   

Danach roch alles nach Räucheraal. Es muss nicht die gesamte Naht mit dem Faden gefüllt werden. Es klingt vielleicht komisch, aber als Sperrschicht verwendete ich Fenserkitt, bestehend aus Schlämmkreide und Leinölfirnis. Ich dachte das wird's Fensterkitt schon rausdrücken, wenn das Holz nass wird und das tat es auch.

   


Vor dem ersten Anstrich musste das Unterwasserschiff gründlich entfettet werden. Als Erstanstrich verwendete ich Silberprimocon, danach Hartantifouling.

   

   
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#5
UPDATE III: Das Verbauen der neuen Planken

   

An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön an Dieter.
Er konnte die Bohle für mich aufsägen und abrichten auf 10mm.

Die Mahagoni Bohle hatte 2 Löcher und konnte deshalb leider nicht ganz verbaut werden, war aber wahrscheinlich deshalb auch etwas günstiger... Es war ziemlich schwer überhaupt günstig Holz zu finden. Verzweifelt suchte ich schon nach alten Betten und Möbeln auf Kleinanzeigen. 

Aufgrund der fehlenden Länge blieb mir vorne nichts anderes übrig, als zwei Schäftungen zu machen und ein Stück einzusetzen.
Dann fing ich an die beiden äußeren Planken lieber auch rauszunehmen, weil sie an ihren Enden kaputt waren und die Fuge zu groß, ich dachte das würde selbst die Kraft von quillendem Holz nicht mehr schaffen.

Lukas zeigte mir, wie ich mit einem Holzklotz und einem Bleistift den richtigen Riss für die neuen Planken anzeichne. Diese wurden mit einer Stichsäge ausgesägt.
Zum Schluss wurden dann noch kleinere Anpassungen mit dem Bandschleifer oder dem Handhobel gemacht.

   

Um immer die gleiche Bohrtiefe für die Holzpropfen zu erreichen wurde für die Akkubohrmaschine eine Abstandshülse gedreht. Das nächste Problem war das Auffinden von passenden Schlitzschrauben. Der 2. Eigner hatte noch welche aus seiner Hucky Zeit Smile  diese reichten aus für die äußeren Planken.
Bei Klein Karstadt im Ort konnte ich Schlitzschrauben 4x20mm Senkkopf in Edelstahl bestellen. Auch dieses Paket ging nahezu zur Neige. Die alte Planke als Schablone zu verwenden.. funktionierte auch bei Bohrabständen nicht so gut. Ich schätze etwa an die 300 Schrauben verschaubt zu haben. Als kleinen Trick beim Verschrauben kann man etwas Fett oder Spüli verwenden.

   

Beim Verschrauben wurde gleichzeitig Sikaflex als Montagekleber verwendet. Anschließend wurden mit Epoxi die Propfen gesetzt.
Die Verabeitungstemeratur von Epoxi musste zwingend berücksichtigt werden und verschob die Arbeiten teils auf lange Nächte. Anschließend konnten die Propfen etwas weiter oberhalb mit einem scharfen Stecheisen abgestochen werden, der Rest wurde glatt geschliffen.

   

UPDATE IV: Kalfatern und Anstrich

Nachdem alle Planken verschraubt und verklebt waren, konnte das trockene Holz mit Owatrol D1 geölt werden, dabei zogen einige Liter in das Holz ein.

   

   

So genau man die neuen Planken auch angepasst hat, so sind sie nach ein paar Tagen schon wieder geschrumpft. Das Ausmaß des quillenden Holzes war für mich schwer einzuschätzen und bis zur ersten Wässerung baute sich ein Spannungsbogen auf.
Ich hätte die Fugen mit Sikaflex abdichten können, entschied mich jedoch das Boot von unten traditionell zu kalfatern. Dazu wurden Baumwollfäden in Ettan+Wurzelteer gedreht und mit einem stumpfen Spachtel und einem Holzhammer in die Nähte gedrückt. 

   

Danach roch alles nach Räucheraal. Es muss nicht die gesamte Naht mit dem Faden gefüllt werden. Es klingt vielleicht komisch, aber als Sperrschicht verwendete ich Fenserkitt, bestehend aus Schlämmkreide und Leinölfirnis. Ich dachte das wird's Fensterkitt schon rausdrücken, wenn das Holz nass wird und das tat es auch.

   


Vor dem ersten Anstrich musste das Unterwasserschiff gründlich entfettet werden. Als Erstanstrich verwendete ich Silberprimocon, danach Hartantifouling.

   

   
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#6
UPDATE V: "Fertig"stellung

   

   

Ein Holzboot wird nie fertig... bis zum Wandersegeln mussten noch mehr Lackschichten auf das Deck aufgetragen werden, das Freibord über der Wasserlinie mit Owatrol D2 gestrichen werden und die Planken ein paar Tage im Wasser quillen. Das Rigg wurde vom Pirat Tüütje übernommen und dazu der alte Mastkoker mit einer Stichsäge wieder befreit. Das Schwert wurde entrostet und mit Rostschutzprimer gestrichen.

An freien Nachmittagen im Frühjahr wurden bereits die Bodenbretter vom grauen Lack befreit und geschliffen. Als Hucky gekauft wurde, waren sämtliche Beschläge abgebaut, es ging noch mindestens ein Tag für das Anbringen der Beschläge drauf, zum Glück konnten wir draußen im Schatten arbeiten.
 
Nun ist es vollbracht, der Pirat schwimmt und ist bereit zum Wandersegeln.
Gode Wind! Ahoi!

   

   

Hucky G1023
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#6
UPDATE V: "Fertig"stellung

   

   

Ein Holzboot wird nie fertig... bis zum Wandersegeln mussten noch mehr Lackschichten auf das Deck aufgetragen werden, das Freibord über der Wasserlinie mit Owatrol D2 gestrichen werden und die Planken ein paar Tage im Wasser quillen. Das Rigg wurde vom Pirat Tüütje übernommen und dazu der alte Mastkoker mit einer Stichsäge wieder befreit. Das Schwert wurde entrostet und mit Rostschutzprimer gestrichen.

An freien Nachmittagen im Frühjahr wurden bereits die Bodenbretter vom grauen Lack befreit und geschliffen. Als Hucky gekauft wurde, waren sämtliche Beschläge abgebaut, es ging noch mindestens ein Tag für das Anbringen der Beschläge drauf, zum Glück konnten wir draußen im Schatten arbeiten.
 
Nun ist es vollbracht, der Pirat schwimmt und ist bereit zum Wandersegeln.
Gode Wind! Ahoi!

   

   

Hucky G1023
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#7
Sehr schön!
Und viel Spaß damit!
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#7
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Und viel Spaß damit!
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