Fragen zur Restaurierung 1964er Holzpirat

#3
Hallo Lars,

der Zustand deines Bootes sieht aber recht gut aus! Trockene, luftige Lagerung ist gut.

Zur roten Innenfarbe:
Soweit du irgendwie rankommen kannst, versuche sie abzubekommen. Da muss einfach Leinöl hin.
Wo du gar nicht ran kommst, ölst du darüber, denn die rote Farbe ist alt und hoffentlich so spröde, daß da das Öl dann durchgeht.
Vor 30 Jahren habe ich breite Stecheisen benutzt. Die muss man ständig schärfen aber ziehen die Farbe dann auch gut runter. Bin eben Tischler ;-)
Mein Tip ist der Schaber von Bahco. Hat Wechselklingen mit super Stahl, die bleiben lange scharf.


Zum Ölen des Bootes von innen habe ich schon viel geschrieben. Ich zitiere mich mal aus einem anderen Thema:
"
Ich habe innen alles mit reinem, rohen Leinöl gestrichen, auch das Deck von unten.
Das ist der wichtigste Punkt. Das Öl.
Wo Leinöl ist, kommt kein Wasser hin. Das Holz muss gut geschützt sein.
Früher habe ich Firnis (gekochtes, vorbeschleunigtes Leinöl) genommen, davon rate ich ab.
Es trocknet zu schnell und dringt nicht tief genug ein.
Ich nehme dieses, das hat eine unglaubliche Kriechfähigkeit:

https://www.reine-leinoelfarben.de/de/le...3%B6l.html

Ich kann es bestens empfehlen, im Schutz des Holzes liegt doch der Schlüssel zum Erhalt der alten Boote.
Immer mal nachölen.
Und Leinöl nicht mit Lösemitteln verdünnen, das zerstört die Holzinhaltsstoffe.
Dieses Öl ist dünn genug, es kommt tiefer ins Holz als man glauben mag.

"

Wastl hat ja schon viel wichtiges geschrieben.
In einem Punkt würde ich anders als er denken: WD 40 oder auch jedes andere Kriechöl verursacht im Holz bleibende, nicht trocknende Ölflecken.
Die bekommst du nicht mehr weg und darüber lässt sich dann nie wieder lackieren.

Mach die Schrauben lieber trocken raus:
Schlitze richtig frei kratzen, einen ganz exakt passenden Schraubenzieher benutzen (keinen alten mit abgelutschten Kanten!) ,
einen kräftigen Schlag auf den auf die Schraube aufgesetzten Schraubenzieher und dann ruhig erstmal kurz ein ganz kleines Stück Richtung "fest" drehen. Und dann losschrauben. Mit viel Druck auf den Schraubenzieher.
Kleine (Messing)schrauben brechen schnell, also gut vorbereiten.
Wenn die Schrauben durchdrehen, sind sie wahrscheinlich abgerissen und du musst die Beschläge dann abhebeln.

Der Lack sieht schon sehr spröde aus, da denke ich wird, wenn es richtig gut werden soll, wohl alles runter müssen.
Das ist aber seeehr viiiel Aufwand, darum könntest du auch erstmal mit einem Tuch und Leinöl drüberwischen, trocknen lassen und lossegeln. :-)
Jetzt sehe ich du hast schon angeschliffen, dann lackiere drüber, vorher an den Stellen ölen die keinen Lack mehr haben oder rissigen schadet nicht, musst aber gut abwischen und etwas trocknen lassen vor dem Lackieren. Wenn das Öl in die Ritzen der Planken dringt, ist das sehr wünschenswert.

Erst ganz am Ende dann das Boot wässern.

Die Beschläge lass nicht strahlen, die alte Oberfläche sieht oft auch sehr schön und passend zum alten Boot aus.
Die könntest du mit Owatrolöl einreiben. Aber das hängt sehr vom Material der Beschläge ab.
Alu- und Edelstahlbeschläge in Aceton einlegen zum Entlacken.
Feuerverzinkte Beschläge nicht schleifen. Auch chemisch entlacken und Owatrolöl drauf.

Wenn du Stahlschwert und -ruder hast, wird da kein Flug- sondern richtiger Rost sein, dann heißt das entrosten und streichen.
Beste Rostschutzfarbe meiner Meinung nach: Brantho Kurrux nitrofest, hab ich auch an alten Kfz. erprobt.

Viel Spaß und schöne Ergebnisse beim Werkeln!
Grüße, Steffen.
~~~wasseruntermKiel~~~
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#3
Hallo Lars,

der Zustand deines Bootes sieht aber recht gut aus! Trockene, luftige Lagerung ist gut.

Zur roten Innenfarbe:
Soweit du irgendwie rankommen kannst, versuche sie abzubekommen. Da muss einfach Leinöl hin.
Wo du gar nicht ran kommst, ölst du darüber, denn die rote Farbe ist alt und hoffentlich so spröde, daß da das Öl dann durchgeht.
Vor 30 Jahren habe ich breite Stecheisen benutzt. Die muss man ständig schärfen aber ziehen die Farbe dann auch gut runter. Bin eben Tischler ;-)
Mein Tip ist der Schaber von Bahco. Hat Wechselklingen mit super Stahl, die bleiben lange scharf.


Zum Ölen des Bootes von innen habe ich schon viel geschrieben. Ich zitiere mich mal aus einem anderen Thema:
"
Ich habe innen alles mit reinem, rohen Leinöl gestrichen, auch das Deck von unten.
Das ist der wichtigste Punkt. Das Öl.
Wo Leinöl ist, kommt kein Wasser hin. Das Holz muss gut geschützt sein.
Früher habe ich Firnis (gekochtes, vorbeschleunigtes Leinöl) genommen, davon rate ich ab.
Es trocknet zu schnell und dringt nicht tief genug ein.
Ich nehme dieses, das hat eine unglaubliche Kriechfähigkeit:

https://www.reine-leinoelfarben.de/de/le...3%B6l.html

Ich kann es bestens empfehlen, im Schutz des Holzes liegt doch der Schlüssel zum Erhalt der alten Boote.
Immer mal nachölen.
Und Leinöl nicht mit Lösemitteln verdünnen, das zerstört die Holzinhaltsstoffe.
Dieses Öl ist dünn genug, es kommt tiefer ins Holz als man glauben mag.

"

Wastl hat ja schon viel wichtiges geschrieben.
In einem Punkt würde ich anders als er denken: WD 40 oder auch jedes andere Kriechöl verursacht im Holz bleibende, nicht trocknende Ölflecken.
Die bekommst du nicht mehr weg und darüber lässt sich dann nie wieder lackieren.

Mach die Schrauben lieber trocken raus:
Schlitze richtig frei kratzen, einen ganz exakt passenden Schraubenzieher benutzen (keinen alten mit abgelutschten Kanten!) ,
einen kräftigen Schlag auf den auf die Schraube aufgesetzten Schraubenzieher und dann ruhig erstmal kurz ein ganz kleines Stück Richtung "fest" drehen. Und dann losschrauben. Mit viel Druck auf den Schraubenzieher.
Kleine (Messing)schrauben brechen schnell, also gut vorbereiten.
Wenn die Schrauben durchdrehen, sind sie wahrscheinlich abgerissen und du musst die Beschläge dann abhebeln.

Der Lack sieht schon sehr spröde aus, da denke ich wird, wenn es richtig gut werden soll, wohl alles runter müssen.
Das ist aber seeehr viiiel Aufwand, darum könntest du auch erstmal mit einem Tuch und Leinöl drüberwischen, trocknen lassen und lossegeln. :-)
Jetzt sehe ich du hast schon angeschliffen, dann lackiere drüber, vorher an den Stellen ölen die keinen Lack mehr haben oder rissigen schadet nicht, musst aber gut abwischen und etwas trocknen lassen vor dem Lackieren. Wenn das Öl in die Ritzen der Planken dringt, ist das sehr wünschenswert.

Erst ganz am Ende dann das Boot wässern.

Die Beschläge lass nicht strahlen, die alte Oberfläche sieht oft auch sehr schön und passend zum alten Boot aus.
Die könntest du mit Owatrolöl einreiben. Aber das hängt sehr vom Material der Beschläge ab.
Alu- und Edelstahlbeschläge in Aceton einlegen zum Entlacken.
Feuerverzinkte Beschläge nicht schleifen. Auch chemisch entlacken und Owatrolöl drauf.

Wenn du Stahlschwert und -ruder hast, wird da kein Flug- sondern richtiger Rost sein, dann heißt das entrosten und streichen.
Beste Rostschutzfarbe meiner Meinung nach: Brantho Kurrux nitrofest, hab ich auch an alten Kfz. erprobt.

Viel Spaß und schöne Ergebnisse beim Werkeln!
Grüße, Steffen.
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RE: Fragen zur Restaurierung 1964er Holzpirat - von steffen - 09.08.2020, 22:14

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