Hallo zusammen,
hier hat ein Bootbauer zwei Jahre an einem Holzpiraten gewerkelt. Er musste dann leider doch vieles ersetzen, Leichtuch runter, Spanten neu, Unterwasserschiff neu und auch den Schwertkasten. Es sind tolle Bilder dabei, doch seht selbst hier https://www.klabauterkiste.de/komplettrefit-holzpirat/
Archiv der Kategorie: Restaurierung
VEB Holzpirat G1001 – Long Island, USA
Malte,
your page is very helpful. I can’t express my gratitude to all the information you are providing. We continue to work on the Pirate. We’ve removed all of the hull planking as they were too rotten to repair. We have reinforced the keel with epoxy to make it stronger. We now are beginning with replacing the ribs. We are swapping out the oak for a mahogany for ease of use. In the process an issue was observed. On the hull planking that is adjacent to the chine, where the water line is, the hull plank bows out slightly and is not flush. It is actually wavey in parts. The condition is only observable when we place a ruler along the plane but it is an item that has us concerned whether these entire planks need to be replaced. The alternative is to soak or heat the wood an hope that they return to flush.
Have you encountered this or know of someone involved with your festival? I’ll take some photos so you can visualize the issue we are facing.Thanks for your help – as always,Rob
Hey Malte,Thanks for saying hello. The Pirate is coming along. Most important, she has earned a name: St. Gallen.Attached are a bunch of updated pictures, which i took this morning while at the shop. She has new ribs made of Mahogany. We’ve reinforced the sisters with oak. Rebuilt the centerboard trunk with the old wood and some new oak. Bronze hardware. New Mahogany transom. Original floor board supports. We are working on replacing a part of the keel at the stem and knee. New battens (2/4 cut and fit) all made from Mahogany. There has been loads of sanding.We should be ordering the hull wood and wood for the soars in the next 6-8 weeks. I’ll send you more pics as we continue to progress.
The tiller is combination of Mahogany and American walnut that was laminated together. We are using a walnut cross support. It is coming out wonderful and will be ready for varnish in the next week or so.We have completed the new knee and just ordered the hull materials and spar materials. We ordered a 5 mm thick okume which we will lay two layers for the hull and also got two beautiful pieces of Sitka spruce for the spars. All will be delivered Tuesday. All for Battens have been installed with the attachment of the last two battens to the knee being one of the last steps before the hull gets added.
Lenzklappen dicht
Ich habe bei meinem Boot die Lenzklappenöffnungen im Rumpf seinerzeit verschlossen. Dort sammelt sich immer Wasser, Sand und Dreck. Das Schließen der Lenzklappen war mir so nicht sicher genug. Neben dem Schwertkasten sollte es einen neuralgischen Punkt weniger sein.
Hier ein funktionstüchtiges Muster:
So sieht das ggf. später aus wie bei Lukas:
Bei mir waren sie ausgebaut und die Planke hatte nur noch etwa die Hälfte ihrer ursprünglichen Stärke.
Mir war klar das ich so etwas nicht mehr haben wollte und lieber Wasser schöpfen wollte. Ich habe dieses Loch also mit einem Stück Holz geschlossen und innen eine Lage Mahagoni Funier aufgebracht. So sieht das heute aus.
Das Anpassen ist Millimeterarbeit. Die schwarzen Flecken kommen von den ehemaligen Schrauben.
Habt ihr auch Lenzer? Bei GFK-Piraten sind diese heutzutage an der Seite, nahe der Wasserlinie angebracht. Dort sammelt sich nicht so viel Sand und Dreck an, welches ein Schließen behindern würde.
Pirat G1635 Leila (55) & Lukas (13)
Ein toller Anblick!
So sieht die Jolle heute aus, aber das war nicht immer so…
Da musste viel Zeit und Arbeit investiert werden …
Hallo liebe Besucher,
heute möchte ich euch Lukas vorstellen. Ich lernte ihn im Alter von 14 Jahren kennen, als er auf dem Holzpiratenfestival 2015 mit seinem eigenen(!) Holzpiraten auftauchte und uns zeigte, wie er ihn im Alter von 13 Jahren(!) begonnen hatte zu restaurieren. Ein ungewöhnliches Hobby für einen Jugendlichen und absolut bewundernswert wie er dieses Großprojekt gemeistert hat! Hut ab!
Bitte lest selbst seinen ausführlichen Bericht mit vielen Fotos auf dieser neuen Unterseite von holzpirat.org.
Schwertkasten Restaurierung
Im Frühjahr 2016 gab es hier im Blog eine Anfrage zur Restaurierung eines schwer beschädigten Schwertkastens. Entgegen der einhelligen Meinung der Leser hier und der Bootsbauer entschied sich Giorgio gegen einen Neubau und für eine fachgerechte Restaurierung. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Ich bedanke mich bei Giorgio für diesen tollen Bericht.
Schönen Gruß nach Berlin, Malte.
Die den historischen Bestand respektierende Restaurierung eines Schwertkastens
Einen durch Wassereinbruch gravierend geschädigten, 61 Jahre alten Schwertkasten habe ich von einer qualifizierten Restauratorin aufarbeiten lassen. Er wurde konstruktiv gesichert, repariert und gestrichen, wobei soviel wie möglich von der Originalsubstanz des Holzes gesichert werden konnte, ca. 60-70%. Frappierend war für mich, dass bei der Suche nach Spezialisten im Vorfeld Bootsbauer und Kollegen fast durchgehend meinten, der Kasten sei schlicht „Schrott“. Wenige verstanden, dass es mir wichtig war, eine historische Konstruktion an meinem alten Boot zu erhalten, nicht auszutauschen. Kostenpunkt: für Neubau und Einbau eines Schwertkastens hatte mir ein Bootsbauer einen Voranschlag für 2.300 € gemacht, die Restaurierung hat nun 2.280 € gekostet.
Boot: Pirat VEB Jachtbau, 1955. Mahagoni. Konstruktionsteile z.T. Eiche, auch der Schwertkasten.
Hergang:
Nach einer Saison mit gravierendem Wassereinbruch im Kasten und der Fehlentscheidung, das Boot im Wasser zu belassen, sah der Kasten schlimm aus. Ich habe damals davon auf holzpirat.org hier berichtet. Nach langem Suchen habe ich als verantwortliche Restauratorin Natalie Kesik M.A. und den Restaurator Fabian Feldmann gefunden. Frau Kesik erstellte ein Konzept zur Restaurierung und machte einen Kostenvoranschlag, an den sie sich auch halten konnte.
So schlimm sah der Kasten nach dem Ausbau aus. Ansicht von Backbord, vorne, von unten.
So sieht es Backbord nach der langwierigen Restaurierung durch Frau Kesik aus:
Morsches Material ist komplett entfernt. Dort sieht man nun auch außen helle Eiche. Das ziemlich dunkle Holz ist bauzeitliches Holz, also Einbau 1955, das durch Wassereinwirkung dunkelte, aber nicht verrottete. Mittelhelles Holz war nicht geschädigt.
Hier die Ansicht von Steuerbord:
Die obere Abdeckung des Schwertkastens hat mir jemand geschenkt, es ist eine baugleiche (aus Mahagoni, daher rötlich ) von einem anderen Pirat, Baujahr 1962.
Von Achtern sieht man noch genauer, was Restaurierung hier bedeutet hat: z.B. unten sieht man auf beiden Seiten, dass dort das originale Holz außen nur sehr dünn ist, im Inneren ist aus konstruktiven Gründen tatsächlich „aufgedoppelt“ mit neuem Holz. Frau Kesik hat die alten Bretter von Innen zunächst so lange ausgehobelt, bis sie auf festes Holz kam. Das erhaltene feste Holz wurde dann auf neues Holz aufgeklebt. Die zweite Bohle von unten rechts (Steuerbord) musste hingegen komplett ausgetauscht werden, da da eine Nicht-Eichen-Bohle verbaut (oder schon früher einmal ersetzt) wurde, die komplett zersetzt war. Nach oben hin hingegen waren die Bohlen noch komplett okay.
Hier sieht man, die Nieten mussten natürlich allesamt gelöst und dabei zerstört werden. Sie sind daher alle neu nach altem Vorbild. Restaurierung ist eine Vernunftssache, alles ist begründet, nicht dogmatisch.
Nun noch wenige Details der Arbeitsschritte.
Im Frühjahr beim Ausbaus des Schwertkastens sah alles schon sehr schlimm aus! Hier vom Kiel aus, das Boot ist unten ja mit GFK beschichtet. Im Umfeld des Kastens musste ich dies entfernen. Es war eine Heidenarbeit, die Ausschlagung des Schwertkastens mit Zinkblech zu entfernen! Diese sieht man hier in der Mitte hervorstehen.
Dann musste man ja die Schrauben, die von unten durch den Kiel in den Schwertkasten gehen, wieder auffinden. Hier legt Frau Kesik sie gerade frei.
Ein Clou war für mich, dass Herr Feldmann die alten, einfachen Schlitzschrauben allesamt Zerstörungsfrei raus bekommen hat! Sie waren in Teer getunkt gewesen, also von 1955. Rostfrei. Wir konnten alle bis auf drei später wieder verwenden!
So sah die Bilge (Kiel von innen) kurz vor dem Einsetzen des Schwertkastens aus. Man sieht, nach dem Abkratzen aller alten Schichten, das Holz ist stabil.
Herr Feldmann hatte eingeschätzt, dass kein Austausch nötig sei. Ich vermute mal nach dem Auftreten der Bootsbauer, die ich vorher ansprach, die hätten mir das ganz anders gesagt, den Kiel erneuert („ausgeleistet“) und finanzielle Nachforderungen gestellt.
So sieht es dann Steuerbord nach dem Einsetzen aus, aber noch bevor alle Staaken vernietet sind.
Das geschieht hier. Nägel durchschlagen, Gegenlegescheibe aufstecken, Nägel anheizen, flachschlagen.
Insgesamt ist das Besondere, dass der Kasten komplett von innen und außen einen Überzug mit Tungöl (2.Link) hat, genauer einer Verkochung von Tungöl mit Leinöl (Kremer Pigmente) (Hinweis: Abgabe nur an professionelle Anwender). Damit ist der Kasten auch von Innen dicht. Unten werden die Bereiche des Kiels am Schwertschlitz auch noch damit überzogen; von der Bootsunterseite her wird das GFK repariert und einige Zentimeter in den Kasten gezogen, über das Tungöl. So brauche ich keine Ausschlagung des Kastens mit Zink mehr, die es vorher gab, und die sich als nicht günstig erwies. Hier gab es schließlich auch den Wassereinbruch zwischen Zink und Kasten, der schleichend war, nicht lokalisierbar und daher zu dem Schaden führte. Die jetzige Konstruktion ist einsehbar und daher „sauber“.
Dies war auch eine erhebliche Kostenersparnis. Der Bootsbauer wollte nämlich den Kasten innen mit GFK ausschlagen. Das hätte mir nicht gefallen, da teuer, nicht langfristig haltbar (Tungöl kann ich jährlich neu aufbringen, GFK von Innen überhaupt nie mehr), der Schlitz im Holz wäre stärker geworden (wozu der Bootsbauer eine Verbreiterung des Kastens insgesamt vorgeschlagen hatte, auch das hätte dann nichts mehr mit dem historischen Bestand zu tun gehabt). Daher hat mir auch in dieser Hinsicht der Vorschlag der Restauratoren besser gefallen.
Ich stehe für Auskünfte gerne zur Verfügung, wenn jemand es Ernst meint, sein Boot der Nachwelt so original wie möglich, aber dennoch funktionstüchtig zu bewahren! Ich freue mich über eure Kommentare unten oder eine Mail.
giorgio.stalker@web.de
Hinweis:
folgende, weitere Beiträge zum Thema Schwertkasten sind hier schon erschienen