Wenn ich mit meinem Holzpirat „auf Achse“ bin, dann nur mit Unterpersenning.
„Wozu eine Unterpersenning? Kostet nur Zeit und ist schwierig an- und abzulegen.“ mögen viele denken. Schwierig an- und ablegen? Nein, ich zeige unten wie. Kostet Zeit? Ja, aber das ist mir mein Boot wert, um es vor Schmutz und Beschädigungen zu schützen. Ich habe schließlich zahllose Stunden in die Restaurierung von G451 investiert, die will ich mir von aufwirbelnden Straßendreck (wie z.B. Rollsplitt) nicht ruinieren lassen. Ich segel schließlich eine Antiquität 🙂 , die will gut behandelt werden.
Für mich ist eine Unterpersenning kein überflüssiges Accessoire, weshalb?
- ich trailer lange Strecken (oft mehr als 500 km)
- ich habe ungezählte Stunden mit Schleifen und Lackieren für ein schönes Finish verbracht
- Autobahnbaustellen kommen öfters vor, spaßig wird es mit Rollsplitt der aufwirbelt (PANIK !!!)
- Traktoren, die Erde vom Acker auf Landstraßen verteilen, habe ich auch schon öfters erlebt
- der Dieselmotor meines Wagens stößt trotz grüner Umweltplakette noch genügend Russpartikel aus, die sich auf den Rumpf ablegen (siehe unten)
- das Anlegen geht mit einem Trick (einer Hilfstütze) auch ohne Hilfe, als Einzelperson, ganz leicht ohne sich den Rücken durch Anheben des 180kg schweren Rumpfes zu ruinieren
Hier zwei Beispiele zu obiger Liste:
Dieselruß
Trotz grüner Plakette kommt beim Diesel noch genügend Ruß raus. Hier der Vergleich zwischen Innen- und Außenseite (rechts) der Oberpersenning aus Polycotton.
Rollsplitt & Co.
Rollsplitt auf frisch asphaltierten Belag innerorts mag vielleicht noch gehen, in einer Autobahnbaustelle mit Tempo 60 bis 80 ist das gar kein Spaß für den Holzrumpf. Das laute Prasseln im Radkasten muss man sich nur auf den Holzrumpf vorstellen, da kommt Panik hoch in einem. So ein Erlebnis hatte ich mal und damit war der Kauf einer Unterpersenning beschlossene Sache.
Ich schrieb zum Thema schon mal hier ausführlich:
Die Hilfsstütze mit Hilfsseil
Ich selbst habe schon öfters die „schnelle Methode“ gesehen, dass Anheben von Hand. Das ist wirklich nicht empfehlenswert und bedarf einer zweiten Person die hilft mit der Persenning.
Ich kurbel ganz einfach den 180 kg Rumpf mit dem Stützrad und der Seilwinde hoch. Das dauert zwar etwas länger, aber so wird der Rücken geschont und man ist nicht auf fremde Hilfe angewiesen.
Die Stütze aus Holz ist 86 cm lang und am Ende mit Teppich gepolstert. Mit ihr hebe ich das Heck von der Heckauflage hoch, um die Unterpersenning unterzuziehen. Daran befestigt habe ich das Seil mit Umlenkrolle, welches ich an der Maststütze nutze, um den Bug anzuheben.
Man könnte auf die Idee kommen statt des Hilfsseils einfach das Drahtseil der Seilwinde zu verwenden. Hier gefiehl mir die starke Umlenkung bei kleinen Rollenradius nicht und zudem ist meine Rolle aus dem Bergsteigerbedarf nicht darauf ausgelegt. Mit einer großen Rolle mag das gehen. Des Weiteren nutze ich die Hilfsstütze manchmal um den Slipwagen leichter von der Rampe zu rollen. Da ich meinen Slipwagen gegen Klappern während der Fahrt etwas eingeklemmt habe, läuft er etwas schwerer wieder raus. Hierfür nutze ich die Hilfsstütze manchmal als Hebel.
Ablegen der Unterpersenning
Hinweis: Beschreibung gilt für einen Harbeck S 450 Bootsanhänger mit Maststütze und Seilwinde in Verbindung mit der selbst erfundenen Hilfsstütze mit Hilfleine.
Alle Arbeitssvorgänge sind ohne fremde Hilfe möglich. Nebenbei wird die eigene Gesundheit geschont durch Vermeidung einer Überlastung des Rückens durch überschweres Anheben. Das Boot liegt auf der Persenning auf den Auflagen des Hängers auf (rote Pfeile).
1.) Bug anheben von Bugauflage mit Seilwinde
- Hilfsseil mit Umlenkrolle an Maststütze einharken
- Seilwinde verbinden mit Seil und Bugbeschlag
- Bug per Seilwinde hochkurbeln
- Persenning unter Bugauflage durchziehen. VORSICHT: keine Finger dazwischen!
- Bug absenken, Umlenkrolle mit Hilfsseil entfernen
2.) Heck anheben
- Hängerreifen gegen wegrollen mit Bremskeilen sichern!
- Hängerdeichsel absenken mit dem Stützrad (Heck der Jolle kommt hoch)
- Hilfsstütze leicht unter das Heck klemmen
3.) Jollen von hinterere Auflage hochheben
- Deichsel erhöhen durch Hochdrehen des Stützrades
- Boot liegt nun kurzzeitig auf dem Hilfsstütze und hebt sich von der Heckauflage (ca. 5 cm reichen). ACHTUNG: unstabile Lage – niemals die Finger zwischen Rumpf und Auflage bekommen!
- Unterpersenning durchziehen (Hinweis: Auflagemarkierung helfen beim Anlegen)
4.) Heck wieder absenken
- Stützrad an der Deichsel wieder einziehen/hochkurbeln, bis Boot hinten aufliegt und Jolle die Hilfsstütze freigibt
- Anschließend Stützrad wieder auf normal hohe Position hochkurbeln
- Unterpersenning entfernen, trocknen lassen(!) und zusammenlegen
Das Anlegen der Persenning läuft in umgekehrter Reihenfolge ebenso einfach.
- Heck anheben (Stützrad runter, Persenning schon über das Heck streifen, Hilfsstütze ansetzen)
- Jollen von hinterere Auflage hochheben (Persenning durchziehen, markierte Auflagepunkte helfen)
- Heck wieder absenken (Stützrad runter, Hilfsstütze kommt frei)
- Bug anheben von Bugauflage ( mit Hilfsseil und Seilwinde, Persenning durchziehen und anlegen)
- Bug absenken (Persenning festzurren)
Wo bekommt man so eine Unterpersenning?
Zum Beispiel hier bei Redrooster24 oder Aquanautic. Kostenpunkt: ca. 250 EUR.