Geburtstag – heute feiere ich mich selbst! Zwar hatte ich schon seit März 1999 eine eigene Homepage am Start, aber im Mai 2001 startete ich meine Website nur mit dem Thema Holzpirat, dem Vorläufer dieser Website.
Ich hatte mir damals im Herbst 2000 einen alten Holzpiraten für 400 DM gekauft und hatte viele, viele Fragen zur Restauration. Es gab nur eine einzige Homepage zum Thema Holzpirat im großen, weiten WWW – die von Bernd Klabunde (sie existiert nur noch im Webarchiv) . Er war meine einzige Anlaufstelle. Seine Infobrief-Sammlung, die man als Fotokopien per Post beziehen konnte, war die einzige Quelle zu Informationen zum „Holz-Piraten“. Daraus wurde später mal ein persönliches Treffen mit ihm und die Idee für das erste „Festival der Holzpiraten“ im Jahr 2004.
So fing damals alles an bei mir. Eine lange, aufregende Reise begann und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Ich hätte damals eine Seite wie www.holzpirat.org heute dringend gebraucht, also fing ich damit an. Zur Feier bin ich so frei und stelle meine Anfänge, die Wurzeln dieser Homepage, wieder online 🙂
Wer in jene Zeit eintauchen möchte (Win95, Nescape 4.x oder IE 4.x, Akkustikkoppler?, vor HD Auflösungen, mit Flachbettscanner, vor Digicam und Smartphone), kann sich meine kleine Homepage von damals jetzt wieder hier ansehen.
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Helmut Loos kenne ich persönlich jetzt auch schon eine Weile. Oft habe ich ihn am Messestand angetroffen. Er hat alle Pirat-Epochen vom Vollholzpiraten bis zur heutigen Bauweise durchsegelt. Er ist nicht nur sportlich einer der erfolgreichsten Piraten Segler, sondern hat auch jahrzehntelang hinter den Kulissen die Klasse entscheidend mitgeprägt. Schwerpunkt war seine Tätigkeit in Funktion als Obmann für Technik in der Deutschen Piraten Klassenvereinigung. Diese Staffel übergab er vor 2-3 Jahren an Frieder Billerbeck.
Vielen Dank für das schöne Interview, Helmut und Uwe! Schönen Gruß, Malte von den Holzpiraten
Das Piraten-Urgestein Helmut Loos im Interview mit Uwe Schnarr (KV Landesobmann Bremen). Mit freundlicher Genehmigung von Uwe und Helmut.
Erfolg auf der Bahn, Technischer Obmann, DSV-Piraten-Vermesser und Enthusiast für den Piraten, das trifft wohl alles insgesamt am ehesten auf Helmut Loos zu.
Vollholzschiffe, GFK und Halb+Halb-Boote, in Sperrholz bzw. Teakausbau. Du warst auf allen aktiv an Bord, über Jahrzehnte in allen Phasen erfolgreich. Deutscher Meister, an vielen Euros beteiligt, etliche Jahre die Ranglistenszene mit angeführt, heute unter den Top 10 der ewigen Rangliste, endgültiger Gewinner mehrerer Wanderpokale. In den Siebzigern hast Du leider auch bei uns in Bremen geräubert, immer die Nase vorn gehabt, warst bekannt als der schweigende abräumende NRV-Typ.
„Die damalige Regattaszene bot neben den Alster-Frühjahrwettfahrten auch Ostern Bremen mit an, gute Stunde von Hamburg und schon konnten wir aufbauen und segeln. Immer nettes Wochenende, auch abends, wenn ich mich nicht familiär in der Stadt zurückzog, und es gab früh in der Saison schon mal Punkte für die Rangliste. Jahre später, 1995 klappte das nochmal, damals hatte ich Jochen Bredt, unseren langjährigen Obmann für Öffentlichkeit, mit an Bord.“
Die Piraten-KV wurde 1973 gegründet, Du zum Technischen Obmann gewählt.
„Neu gegründet, Aktivitäten und Gemeinsamkeiten zu Regatten, große Felder, das gab es ja schon weit vorher. Bündelung der Klassenaktivitäten, Erfassung sämtlicher Mitgliedsdaten, Listung regionaler Veranstaltungen, Aufbau einer Jugendgruppe, das waren fortan unsere Themen.“
Das war die Phase wo GFK den Bootsbau revolutionierte, Vollholzschiffe ablösten.
„Überall wurde das Baumaterial umgestellt, Holzrümpfe waren bereits Ende der Siebziger out. Es galt eingeschlichene Unregelmäßigkeiten, Mogeleien im Rumpfbau beim neuen Baustoff zu erkennen und abzustellen. Die Thematik des Übels lag im zu flachen oder zu vollen Schnitt des Unterwasserschiffs im Stevenbereich aufgrund der Knickspantform. Die Bootswerften übernahmen ihre Vollholznegative für Zwecke der Kunststoffverarbeitung. Das geschah wohl mehr unbewusst als beabsichtigt. Für den Laien zunächst kaum erkennbar.“
Ein Jahr später, 77 in Steinhude, hast Du mit Harald Wehr den Spieß nochmal mit deinem Mahagonieschiff gegen die Kunststoffwelle umdrehen können, die Deutsche Meisterschaft gewonnen.
„Auf dem Wasser mein persönlich schönster Moment. Danach diktierten die GFK-Schiffe eindeutig das Geschehen. Auch schon aus damaliger Sicht ein Glücksfall für die Klasse. Wir hatten den Ansporn, gerade auch mit den Bauwerften an neuen Konzepten zu arbeiten und unser Boot auf höchstes technisches Niveau zu stellen. Das ist glaub ich gut gelungen. Heute sogar, speziell jugendbezogen, mit flexibler Fockfalleinrichtung, natürlich vermessungskonform und zusätzlich sinnvollen Trimmmöglichkeiten,. “
Du warst in jungen Jahren viel mit Frank Soltau unterwegs, das Vorstandsboot, ihr ward der erfolgreich segelnde Aschenbecher, dort wo Rauch aufstieg war meistens die Spitze des Feldes.
„Nicht nachmachen, die Jugend ist heute insgesamt gesundheitsbewusster, im Übrigen habe ich mit dem Rauchen bereits 1994 aufgehört.“
Neue Bootsklassen kommen vom Hersteller, werden direkt ins Wasser geworfen, auch teilweise kräftig beworben. Da ist nicht viel mehr zu verändern.
„Genau das war die Schwachstelle des Piraten, wir mussten uns anpassen nicht umgekehrt.“
Im Grunde ist die Jolle, immerhin Baujahr 1938, ständig, innerhalb ihrer Vorschriften, überarbeitet worden, die Entwicklungsphasen ihrer jeweiligen Zeit angepasst. Das gilt auch für Mast, Segel und die Innenausrüstung.
„Angepasst trifft den Kern, sonst wäre der Pirat irgendwann vom Wasser verschwunden, würde auch der Jugend nicht mehr zur Verfügung stehen. So fahren wir erst seit 1966 mit zugelassenem Spinnaker, Masten aus Aluminium kamen Anfang 1972 dazu.“
Knapp 100 Alumasten eines Herstellers passten in der Zeit nicht in die Vermessungsrichtlinien.
„Das Umriggen der Holzboote war komplettes Neuland, erst bei durchgeführten Nachprüfungen sind Abweichungen festgestellt. Das war durchaus eine kritische Phase. Alles verbieten konnten wir natürlich auch nicht.“
Viel Arbeit, diese besondere Einheitsklasse in ihren Maßen und Vorschriften ständig aktuell zu erhalten, ein langer Weg.
„Seit gut 10 Jahren haben wir alles nahezu perfekt. Manche Themen mussten auch einfach über Jahre von selbst auslaufen. Diesem Änderungsprozess sind und waren die Neuklassen nicht unterworfen.“
Du hast damals trotzdem umgehend den Versuch 1977 unternommen, entsprechend einer Änderung der Bauvorschrift, den Piraten in formverleimt bauen zu lassen.
„Meines Wissens sind 5 Einheiten gebaut, das hat nicht funktioniert, scheiterte am Knickspant, waren einfach nicht schnell genug .Könnte man heute mit den aktuellen Techniken nochmals versuchen. Solch ein Rumpf wird allerdings nicht kostengünstiger.“
Wann bzw. wie bist Du zum Segeln gekommen?
„Meine Mutter Telse nahm mich auf unserem A&R Piraten, Segelnummer G 35, Baujahr 1948, hin und wieder mal mit, da war ich keine zehn Jahre alt. Mit 15 gelangte ich über die Schülersegelgruppe der Voss-Schule Eutin und des Ostholsteinischen SV Eutin richtig zur Piratensegelei. 1961 segelte ich die erste eigene Regatta auf dem Eutiner See.“
Das erinnert aktuell ein wenig an die jungen Call-Brüder aus Aachen, da besitzt allerdings die Großmutter die „Urheberrechte“ für Optisegeln und erfolgreicher Piratenleidenschaft. – – Raum an der Tonne ich bin eine Dame! Das wird in abendlich geselliger Runde auch heute gerne beim Seglerhook aufgetischt.
„Das stimmt, meine Mutter versuchte damit so manch enges Tonnenmanöver zu ihren Gunsten zu entschärfen. Da solls auch mal ne Ohrfeige gesetzt haben. Ich glaube das klappt bei den heutigen Regeln nicht mehr, ist allerdings für weibliche Crews durchaus einen Versuch wert. Wegerecht durch Fairplay ohne Paragraphen. Sei es drum.“
Mitte der 80er begann langsam das Annähern von Ost und West. Man traf sich eher heimlich, auch bei dir in Hamburg, oder zur ungarischen Staatsmeisterschaft 1985 am Balaton, habt Kontakt zum Osten aufgenommen.
„Die Möglichkeiten besprechen und beide Piratenseiten zu vereinheitlichen war das Ziel, gabs doch 4.000 registrierte Einheiten im Westen und rund 2.600 Ostschiffe.“
Manuell Stiff, Jungstudent und Piratenfan aus Münster, war Vorreiter drüben, segelte unter Pseudonamen als Teilnehmer mit. In geheimer Mission hast du dank Carsten Jansen aus Güstrow dich auch hinter den eiserne Vorhang geschlichen. Westauto, Ostschiff, Ostsegel auf Osttrailer, Carsten am Steuer. Ziel Potsdam, Nikolausregatta Anfang Dezember 1986. Butze Bredt, dein Schotte für das Wochenende, ist durch Dr. Klaus Müller, BTB, dazu eingeschleust worden, ihr ward 1988 Wiederholungstäter und habt das Ding auch gewonnen. Durftet euch allerdings zurück im Westen nichts anmerken lassen.
„Wir wollten da mal gerne hin, denn diese Veranstaltung war etwas Besonderes und ist es immer noch. Gestartet sind wir unter der Betriebssportgemeinschaft Lokomotive Güstrow, um nicht aufzufallen. Die Grenzkontrollen sorgten allerdings für knisternde Spannung, mulmiges Gefühl, denn eine Teilnahme von Westsportlern war in der DDR verboten.“
Nach der Wende haben sich im Frühjahr 1990 Piratensegler aus beiden Teilen mit jeweils einem Schiff am Brandenburger Tor getroffen, den offiziellen Zusammenschluss mit der Ostpiraten-Vereinigung besiegelt.
„Zunächst galt es die auseinandergedrifteten Bauvorschriften zu vereinen, einige Boote waren ja keine reinrassigen Piraten mehr. Vieles haben wir in der Phase danach still durchgehen lassen um den Aktiven möglichst wenig vor den Kopf zu stoßen.“
Nach eingehenden Testversuchen erfolgte die Zulassung in Sandwichbauweise 1991, geschlossener Cockpitboden und Selbstlenzschächte ins Heck.
„Einhaltung der Formgebung, Rumpfmaße innerhalb der Konstruktionsvorschriften, das war und ist immer oberstes Gebot. Der Rumpf hat seine erkennbare Form seit 1975 nie verändert. Spannend war die Abflussneigung der Lenzschächte am hinteren Doppelboden zum Spiegel zu bringen. Alles hier auszuführen würde den Berichtrahmen mehr als sprengen. Entwicklung, Technik, Menschliches, sind im Buch 75- Jahre-Piraten-Klasse (1,2) ausführlich beschrieben und empfehlenswerter Lesestoff.“
Die technische Leitung des Piraten hat nun Frieder Billerbeck von dir übernommen. Du hast dem 42 Jahre vorgestanden. Bau-und Klassenvorschrift sind in nahezu perfektem Zustand. Hintergründig deutlich dein Verdienst. Tauscht ihr euch in kniffligen Situationen oder entstehenden Streitfragen aus?
„Ja, aber es gibt heute kaum schwierige Vermessungsthemen. Frieder macht tatsächlich auf solider und innovativer Basis weiter, ist selbst zum Vermesser geworden. Mittlerweile auch schon auf den Bahnen sehr erfolgreich, vor einem Jahr mit Julius Raithel Europameister unter trickreichen Strombedingungen in der Türkei. Kommt ja aus meinem Verein an der Elbe, Tidegewässser, vielleicht ein kleiner Vorteil. Ich selbst habe bei dieser EM bei den Prüfprotokollen entsprechend der Meisterschaftsordnung wieder mitgemacht. Eine sehr schöne Euro-Woche mit herzlichen Gastgebern. Bereits 2002 in Izmit und dann nochmal 2013 in Istanbul weilte ich auf Einladung des türkischen Verbandes vor Ort zu Vermesserlehrgängen.“
Die beiden sind mit einem 10 Jahre alten Schiff angetreten, normalerweise sind Spitzencrews mit neuestem Material unterwegs.
„Immer schon äußerst steife verwindungsstabile Bootskörper, ein Weichsegeln gibt’s praktisch nicht. Einfache Grundregeln, Luft muss ran, nach Wochenende Persenning auf, Lufttanks, Schotten auf, nach Möglichkeit Schwert absenken. Einfach oder? Bei uns im Verein wird teilweise auf 20 Jahre alten Booten Jugendarbeit unterrichtet, das spielt auf Regatten keine negative Rolle. Frieder ist auch hier aktiv, bringt positive Ausstrahlung rüber. Einige Boote sind ja älter als die Jugend, die darauf heute mitsegelt. Nachhaltigkeit ist kein Zauberwort. Und falls was kaputt ist, mir bekannte Jollenwerften bereinigen das problemlos“.
Die EURO 2009 in Arbon/Schweiz sorgte bezüglich gerundet ausgestellter Kopfbretter im Groß für ein wenig Unruhe.
„Das haben wir mit den Beteiligten am runden Tisch zwar nicht problemlos aber vernünftig geregelt. Die Meisterschaften in diesem Jahr wurden alle durchgeführt, das Thema ist genau wie viele andere längst vom Tisch.“
Zum Holsteiner Ausklang in Eutin hast du 2016 deinen aktiven Abschied vom Wettsegeln bei der Steuermannsbesprechung kundgetan.
„Kein Revier hat mich über Jahrzehnte derart intensiv begleitet, Freundschaften gibt’s bis heute, ein mir wichtiges Anliegen an einem für mich ganz besonderen Ort zur herbstlichen Regatta beim OSVE.“
Du musstest dann aber doch noch mal sündigen, dich ins Schiff setzen in Eutin.
„Ja, Kai Köhler wollte gerade mit mir, einmal im Holzschiff Regatta fahren.“
Ich weiß, Kai war das ein echtes Bedürfnis, ihr hattet den schmucken alumastgetakelten Schlitten GER 1211 von Daniel Rheinsberg.
„Wir hätten allerdings im Ergebnis besser sein können, war ein nettes Wochenende, nochmal richtig in die Vergangenheit abtauchen zu können.“
Seit längerer Zeit bist durch durch eine Muskelkrankheit in den Beinen gehandicapt.
„Das begann bereits Mitte der 60er Jahre, ich hab das ganz gut im Griff, bin damit groß – und alt geworden. Hätte andererseits gerne ein paar weitere Jahre richtig mit gesegelt.“
An Land und auch begleitend auf dem Wasser bist du auf einigen Events nach wie vor dabei, deine Frau Brigitte fährt oftmals mit.
„Das hab ich früher schon gemacht. Neugierde, das Geschehen beobachten, Fragen beantworten,
Brigitte kennt viele Leute, macht schon mal den Babysitter, klärt Verwaltungsangelegenheiten für die KV oder bringt sich beim Versorgungsteam mit ein.“
Das hat Euch bis nach Chile ans andere Ende der Welt zur Piratenenklave geführt.
„Eine lange Geschichte, verknüpft mit Flüchtlingen, auch aus Deutschland, während bzw. nach Kriegsende. Baupläne wanderten mit aus, ein Pirat soll mit verfrachtet worden sein. Fortan wurden Piraten auch Made in Chile gebaut. Mittlerweile war das Flottenmaterial teilweise recht veraltet, nicht nachgepflegt. Mit Einführung aktueller Boote in den letzten Jahren hat sich die Situation wieder zurecht gerückt. Die Verbundenheit haben wir 2012 mit einem inoffiziellen Piraten-World-Cup in Valdivia gefeiert. Aktuell absolviert ein Junger Chilene seine Segelmacherausbildung bei Clown in Hamburg.“
Brigitte führt seit vielen Jahren solide den Finanzvorsitz der KV. Habt ihr neben Piratenleben zuhause noch andere Themen?
„Ich denke einiges, Enkel betreuen, meine Eisenbahn vervollständigen, bisschen unterwegs sein, auch in Piratenangelegenheiten, ansonsten mal Brigitte fragen.“
Du hast 2018 nochmal mit Kai Arendholz am Dümmer noch einmal eine richtige Sache abgezogen, ihr wurdet incl. Tagessieg Gesamtfünfte.
„Passte alles, auch hier mit unserem fast 18 Jahre alten Boot beweist, dass ein älteres Baujahr keine Erfolgsvermeidung bedeutet. Am Rande, Piratenjollen werden bei uns von einigen auch in Kombination zum Fahrtensegeln verwendet, das geht allerdings mehr in Richtung Holzpiraten.
Im übrigen habe ich an gleicher Stelle 2019 tatsächlich meine letzte Regatta gesegelt. Jetzt ist Schluss, es geht nicht mehr.“
Mittlerweile hast du mit Helge Möller deine Eignergemeinschaft aufgelöst.
„Das Schiff wurde verkauft und segelt zukünftig vor Ort an der Elbe.“
Rumpfmaß, Takelage, Segel, Toleranzen, es gibt wahrscheinlich nur wenig, die so über den Piraten Bescheid wissen.
„Butze, Karsten Bredt ist ähnlich gestrickt. Der spricht sogar in my-Bereichen wenn es um zulässige Ausbauvarianten im Cockpitbereich und am Rigg geht, hat Piraten-Hobby und Beruf ein Stück weit gekoppelt.“
Im Zeichen der aktuellen Gesundheitslage hat die KV die IDM der Piraten in Röbel Anfang September doch noch abhalten können. Über 50 Boote, viele jungen Teams, äußerst gestraffter Zeitplan, besondere Hygiene-Regeln. Detaillierte Nachvermessungen sind dabei ja kaum möglich.
„Ich kenne die meisten Schiffe, von daher ist es nicht so zeitaufwendig gewesen sämtliche Protokollpunkte im Detail abzugleichen. Besondere Situationen erfordern eben auch eine einfachere Handlungsweise. Wir freuen uns dass die Röbeler das ad hoc gestemmt haben.“
Die junge Vergangenheit bringt ständig neue Bootsklassen, technisch und sportlich, gerade im Jollenbereich, hervor. Viele können sich nicht wirklich durchsetzen und verschwinden wieder. Was empfiehlst Du dem Opti-Nachwuchs, den Eltern und Jugendwarten?
„Wir spüren natürlich im Jugendbereich die Vielfalt der Möglichkeiten, gerade an der olympischen Ausrichtung im DSV. Man muss unterscheiden zwischen einerseits Richtung Olympia: viel Training, Theorie, enge Zeitpläne neben Schule, Abitur, Ausbildung und andererseits etwas wie: ich nenne es mal stressfreier, Jugend-Breitendsport, wie wir ihn leben und weitergeben. Nachwuchsarbeit im Ehrenamt, Trainingsmöglichkeiten, Tipps und Tricks, dort wo sich Erwachsene auf gemeinschaftlichen Regatten dazugesellen. Jeder muss da selbst entscheiden was der bessere Weg sein kann. Die Piraten-KV befasst sich mit ihrer eigenen Ausrichtung. Bei den Piraten spricht man, wie wohl immer gesagt wird, von einer großen Segelfamilie.“
Die Deutsche Jugendmeisterschaft Mitte Oktober hat ja trotz steigender Pandemie noch stattfinden können. Hier kam das neue KV-Jugendboot mit Emma Leja / Daria Vorobyova gleich zu Meisterehren.
„Ein kleines Märchen, die beiden haben im Frühjahr eine erfolgreiche, überzeugende Bewerbung zum nagelneuen KV-Piraten abgeliefert. Jetzt steht der nächste Neubau an, Bewerbungsfrist endet Anfang 2021.“
Also einfach als Verein, Familie oder Jugendgruppe mal anmelden?
Vollholzschiffe, GFK mit Holz oder Vollkunststoff, immer nochmal wieder die Frage nach dem schnellstem Baumaterial.
„Vollholz ist nur bei wenig Wind beim Anlaufen im Nachteil, ansonsten kann es bei wenig Wind und glattem Wasser durchaus einige Zeit mithalten.“
Frank Schönfeld, langjähriger Piratengefährte, orakelte, den Conger ähnlich der Mothe auf Kufen zu stellen. Ist so was für den Piraten denkbar?
„Reine Fabelspekulation, wir konzentrieren uns auf uns selbst. Deswegen sind die Piraten auch ein wenig links im Strom. Zu hoffen bleibt, dass der Wassersport in 2021 auf allen Ebenen wieder ohne Beschränkungen betrieben werden kann.“
Als Segler einer Holzsegeljolle habe ich wenig Affinität für Motorboote. „Hebel on the table“ macht, zugegeben mal Spaß, aber schon nach sehr kurzer Zeit langweiligen sie mich. Sie sind laut und verbrennen einen Haufen Sprit. Segeln ist eindeutig meine Passion.
Mit einer Ausnahme: Riva! die alten, italienischen Motorboote aus den 50er und 60er Jahre. Das Mahagoni und die Formgebung der negativen Hecks mit einfallenden Seitenwänden bringt mich ins Schwärmen, was für wunderschöne Motorboote!
Dieses Fundstück einer Restaurierung gebe ich daher gerne mal weiter an alle Holzwürmer hier.
Dieser 23 minütige Film ist schön anzusehen. Ein wenig Geschichtsfilm, die Restaurierungsarbeiten und eine Testfahrt. Für die Kenner: es handelt sich um die Riva Aquarama in einer Spezialversion mit zwei marinisierten V12 Motoren von Lamborghini – eine Rarität aus 1968. Riva verwendete in der Zeit zumeist Motoren vom amerikanischen Konkurrenten Chris-Craft, allerdings gab es auch Chrysler und Cadillac Crusader Motoren unter dem Riva Logo. Die große Aquarama hatte V8 Motoren und begann Anfang der 60er in Serie zu gehen. Das Boot entwickelte sich aus der Tritone Serie und hatte als Neuerung einen Durchgang zum Spiegelheck fürs Baden. Der pure Luxus seiner Zeit.
Hier gibt es von 2013 das Zusammentreffen der Restaurierer mit Carlo Riva and Fabio Lamborghini – was fehlt ist leider der Sound der Motoren. Siehe auch www.rivalamborghini.com
Ich persönlich kann mich nicht entscheiden welche Serie in lieber mag, aber nur die mit negativen Heckspiegel, der schmaler nach hinten und oben wird, finde ich ästhetisch am ansprechendsten für das Auge. Dies gilt für die Serien Ariston, Tritone und Aquarama.
Chris-Craft aus den USA hat auch ähnlich schöne Runabouts mit Barrelbacks verkauft. Meiner Meinung nach ist jedoch die Eleganz der italienischen Rivas mit deutlich negativeren Heckspiegel ungeschlagen.
Tolles Fundstück in der ARD Mediathek. Ein kurzer Film über eine stürmische Regatta auf der Schlei im Sommer 1958 – die Nordschau berichtete. Der Film sollte länger in der Mediathek zu finden sein. Es kommen viele Holzpiraten vor und einige Kenterungen. Sehr schön anzusehen, unsere Schätzchen in alten Zeiten.
Wolfgang Rüdiger M. aus Bremen war so freundlich mir ein Foto seiner ALOHA zur Verfügung zu stellen. Das Foto von Holzpirat G 94 datiert etwa auf das Jahr 1969. Vielen Dank!